Transnationaler Bericht
Der im Herbst 2020 veröffentlichte transnationale Bericht präsentiert die Ergebnisse einer Bedarfsanalyse zur Gendersensibilisierung und Prävention von geschlechtsbezogener Gewalt in der Arbeit mit Männer* mit internationalen Familiengeschichten. Das interdisziplinäre Team des Projekts aus sechs Ländern hat gemeinsam mit nationalen Expert*innen Bedarfe, Ressourcen und gute Praktiken in Bezug auf die Gewaltpräventionsarbeit mit Männern* mit internationalen Familiengeschichten identifiziert. Basierend auf dieser Analyse wurden Qualitätsstandards für Gender-Sensibilisierungs- und Gewaltpräventionsprogramme entwickelt.
Mit Hilfe quantitativer und qualitativer Methoden erstellte jedes Land eine Bedarfsanalyse, die dann zur Erstellung des transnationalen Berichts herangezogen wurde. Zu den Forschungsmethoden gehörten Expert*innenworkshops, Fokusgruppendiskussionen, halbstrukturierte Interviews mit Fachkräften, die mit Männern* mit internationalen Familiengeschichten und/oder in den Bereichen Geschlechtersensibilisierung, Männlichkeit und Gewaltprävention arbeiten, sowie ein Online-Fragebogen (über 250 Antwortfragebögen in sechs Ländern).
Die Bedarfs- und Ressourcenanalyse zeigt, dass Fachkräfte aus allen Ländern, abgesehen von den institutionellen Unterschieden und der unterschiedlichen Regierungspolitik, gendersensible und gewaltpräventive Programme in der Arbeit mit Männern* mit internationalen Familiengeschichten als sehr wichtig erachten. Hervorgehoben wurde sowohl die Notwendigkeit eines tiefen Verständnisses der aktuellen Situation von geflüchteten und migrierten Menschen als auch die Auswirkungen der Erfahrungen während des Flucht- oder Migrationsprozesses, einschließlich des Verständnisses von Geschlechter- und Familienrollen in Bezug auf soziale Normen und Stereotypen, sowohl in der Vergangenheit als auch unter den aktuellen Umständen.
Der Bericht hob auch die Bedeutung der Befriedigung grundlegender Bedürfnisse von geflüchteten und migrierten Männern* hervor, wie z.B. den Zugang zu Asyl und psychischer und physischer Gesundheitsversorgung. Sichere Räume, in denen Männer* über den Migrationsprozess sprechen und Gedanken und Erfahrungen austauschen können, sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil davon.
Hinsichtlich der Ansätze, die von Fachkräften in der geschlechtersensiblen und gewaltpräventiven Arbeit verfolgt werden sollten, sind sich alle Länder einig, dass die Arbeit mit Männern* zur Gewaltprävention einem nicht-diskriminierenden Ansatz folgen sollte und die Trainer*innen neben dem eigenen Hintergrund, der Vielfalt und den Zugehörigkeitskategorien immer auch den kulturellen Hintergrund der Teilnehmer im Blick haben sollten. Die Sprachbarriere ist ebenfalls ein Thema, das ausgiebig diskutiert wurde, insbesondere in Ländern, in denen es nicht viele geflüchtete Menschen gibt (z.B. Kroatien). Der Mangel an Dolmetsch ist ein Hindernis, das überwunden werden sollte. Alle Forschungsteilnehmer*innen betonten die Wichtigkeit der Sprache bei der Umsetzung des Projekts sowie den Bedarf an Weiterbildung von Fachkräften, die mit Männern* mit internationalen Familiengeschichten arbeiten. Nur wenige Befragte halten sich für ausreichend geschult und vorbereitet, um mit Männern* gewaltpräventiv zu arbeiten.
Ein Trainingsprogramm für die Fachkräfte sollte darauf abzielen, zunächst ihr eigenes Bewusstsein in den Bereichen Migration und Nicht-Diskriminierung, Feminismus, Patriarchat und Männlichkeit zu erhöhen. Die Fachkräfte sind der Meinung, dass sie nicht gut informiert und mit diesen Begriffen vertraut sind. Ein Bildungsprogramm könnte zu diesem Zweck mehr interaktive Werkzeuge wie Rollenspiele und Fallstudien verwenden. Ein weiterer Bedarf, den ein Schulungsprogramm abdecken sollte, ist die Bereitstellung von Informationen für Fachkräfte über die nationale und europäische Politik in Bezug auf Migration, Asylverfahren und geschlechtsbezogene Gewalt. Für Fachkräfte, die mit geflüchteten Männern* in Projekten zur Gendersensibilität und Gewaltprävention arbeiten wollen, sollte leicht zugängliches und verständliches Material zur Verfügung stehen. Dies könnte durch regelmäßige Schulungen (online, aber auch in physischer Präsenz) und durch verfügbare Links auf den Webseiten des Projekts zugänglich gemacht werden.